Aus der DGzRS-Kurzmitteilung Nr. 35 im Herbst 1984:

 

Nunmehr sind es 21 Seenotrettungsboote in vier Klassen: 7 m, 9 m,  12,19 m und 16,8 m die im Küstenbereich im Einsatz sind.


Adolph Bermpohl 1965 bis 1989 im Einsatz der DGzRS

 

Der schwer beschädigte Rettungskreuzer nach dem Unglück vom 23. Februar 1967.

 

 

Technische Daten des Originals

Länge: 26,6m    Breite: 5,8 m   Tiefgang: 1,8 m
Verdrängung: 90 t

Drei Motoren mit insgesamt 2400 PS verleihen dem Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 19 Knoten.
 

Tochterboot:  Vegesack
Länge: 8,5 m   Breite: 2,1 m   Tiefgang: 0,75 m

Antriebsleistung: 100 PS und 10 Knoten

 


Die Adolph Bermpohl war ein Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), benannt nach Adolph Bermpohl, dem Begründer der Idee des organisierten Seenotrettungswesens in Deutschland. Sie war ein Kreuzer der 26-m-Klasse (so genannte Georg Breusing-Klasse) und wurde 1965 von der Werft Abeking & Rasmussen in Lemwerder unter der Baunummer 6170 erbaut. Die DGzRS-interne Bezeichnung lautete KRS 8. Das Tochterboot Vegesack (Baunummer 6171) hatte die interne Bezeichnung KRT 8.

Namensgebung

Getauft wurde das Schiff in Vegesack am 23. Oktober 1965 zu Ehren von Adolph Bermpohl. Das Tochterboot wurde benannt nach dem Bremer Stadtteil Vegesack, der Wirkungsstätte Adolph Bermpohls.

Stationierung

Von Oktober 1965 bis Mai 1979 war die Adolph Bermpohl auf der DGzRS-Station Helgoland stationiert, dort wurde sie vom Seenotkreuzer Wilhelm Kaisen abgelöst. Danach war die Adolph Bermpohl bis zur Außerdienststellung im Mai 1989 in List auf Sylt, ihr Nachfolger dort war die Minden.

Das Unglück vom 23. Februar 1967

Nachdem die Adolph Bermpohl und ihre Besatzungen bereits 184 Menschen aus Seenot gerettet hatten, fiel das Schiff am 23. Februar 1967 selbst einem Unglücksfall zum Opfer. An diesem Tag, an dem ein schwerer Orkan über die Nordsee zog und, wie sich später herausstellte, mehr als 80 Seeleute das Leben kostete, war die Adolph Bermpohl – wie viele der anderen Einheiten der DGzRS auch – im Dauereinsatz, um in Not geratenen Booten und Schiffen Hilfe zu leisten.

Um 16:14 Uhr erreichte Norddeich Radio ein Hilferuf des niederländischen Fischkutters Burgemeester van Kampen, der sich etwa acht Seemeilen nördlich der Insel Helgoland befand und einen Wassereinbruch meldete, wahrscheinlich aufgrund sich ablösender Schiffsplatten beim Aufschlagen auf das Wasser bei einem Seegang mit Wellenhöhen von über zehn Metern. Die Adolph Bermpohl war zu dieser Zeit bereits mit einem anderen Seenotfall befasst. Da dort bereits ein weiteres Schiff Hilfe leistete, beschloss Vormann Paul Denker, Kurs auf den havarierten Fischkutter zu nehmen, der nach einer Stunde erreicht wurde.

Der Kutter mit seiner dreiköpfigen Besatzung konnte aufgrund der herrschenden Querseen nicht beidrehen, ohne ein Kentern zu riskieren. Somit war es unmöglich, das Schiff nach Helgoland zu schleppen. Aufgrund des schlechten Zustandes der Mannschaft des Kutters war es ebenfalls nicht möglich, sie mit einer Leine auf den Kreuzer zu holen. So wurde beschlossen, die Mannschaft mit dem Tochterboot abzubergen. Die Vegesack wurde um 17:15 Uhr ausgesetzt. Etwa 45 Minuten später war die Besatzung des Fischkutters an Bord des Tochterbootes. Der Funkverkehr zwischen Havarist und Retter war derart gestört, dass Norddeich Radio als Vermittler arbeiten musste. Die Aufnahme des Tochterbootes auf den Kreuzer war bei den herrschenden Wetterbedingungen unmöglich, daher musste die Vegesack im Windschatten der Adolph Bermpohl in Richtung Helgoland fahren. Der Seenotfall wurde um ca. 18:30 Uhr von der Seenotleitung für beendet erklärt und der Kutter aufgegeben. An die Adolph Bermpohl gerichtete Funkrufe der Küstenfunkstellen Norddeich- und Elbe-Weser-Radio wurden nicht beantwortet, was aber nicht verdächtig erschien, da man davon ausgehen musste, dass die Besatzung zu beschäftigt war, um die Funksprüche zu beachten.

Da aber auch später kein Funkkontakt mit dem Kreuzer aufgenommen werden konnte und er nicht in den Helgoländer Hafen einlief, begann eine Suche nach dem Schiff. Gegen 18:45 Uhr hatte der Helgoländer Leuchtturmwärter noch ein schwaches weißes Licht bemerkt, das dann wieder verschwand, später wieder auftauchte, dabei anscheinend die Richtung wechselte und schließlich endgültig verschwand. Am folgenden Vormittag fand die Besatzung der Arwed Emminghaus, eines Schwesterschiffes der Adolph Bermpohl, den beschädigten Kreuzer 13 Seemeilen südöstlich von Helgoland mit laufender und ausgekuppelter Maschine vor. Jedoch wurde keines der Besatzungsmitglieder an Bord vorgefunden. Die nachfolgende Suche per Hubschrauber blieb ebenfalls ohne Erfolg. In der Nacht darauf wurde die Vegesack fünf Seemeilen westlich des Fundortes des Kreuzers kieloben treibend gefunden. Mit Hilfe von drei Fischkuttern wurde das Boot aufgerichtet, jedoch ebenfalls keine Überlebenden gefunden. Ein von der Insel Borkum gerufener SAR-Hubschrauber konnte ebenfalls keinen Sucherfolg verbuchen. Erst Monate später konnten drei der Besatzungsmitglieder tot geborgen werden, das vierte wurde nie gefunden. Auch die drei niederländischen Fischer ließen ihr Leben.

Da es keine Überlebenden gab, konnte der Vorfall nicht vollständig aufgeklärt werden und sich nur auf Indizien stützen. Wahrscheinlich hatte die Kreuzerbesatzung aufgrund des schlechten Zustandes der Geretteten beschlossen, diese entgegen der ursprünglichen Absicht doch auf den Kreuzer zu übernehmen, vielleicht aber wollte man den Seenotfall schnell beenden und die Geretteten entsprechend schnell nach Helgoland bringen, da bereits ein weiterer Seenotfall südlich von Helgoland gemeldet worden war. Alle Indizien sprechen dafür, dass im Moment der Übernahme der Niederländer eine schwere Grundsee die Fahrzeuge getroffen und dabei den Kreuzer umgeworfen hat, der dann eine 360-Grad-Drehung vollführte und dabei das Tochterboot unter sich begrub. Da sich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich keiner der beteiligten Personen unter Deck befunden hatten, wurden dadurch alle ins Wasser gerissen.

Die Schäden an den Fahrzeugen waren trotz des schweren Unglücks relativ gering, und trotz der Tragik der Ereignisse hatte sich die Bauweise der deutschen Seenotkreuzer bewährt. Später erhielt die Adolph Bermpohl einen geschlossenen oberen Fahrstand, und das Tochterboot wurde – wie auch die Beiboote der anderen Kreuzer – zum Selbstaufrichter umgebaut. Den umgekommenen Besatzungsmitgliedern zu Ehren trugen in den Folgejahren vier Neubauten der DGzRS ihre Namen: Paul Denker, H. J. Kratschke, Otto Schülke und G. Kuchenbecker

Verbleib

Nach der Außerdienststellung des Kreuzers bei der DGzRS wurde er an den finnischen Seenotrettungsdienst Suomen Meripelastusseura (SMPS) verkauft und dort nach einem Umbau des oberen Führerstandes unter dem Namen Russarö als Rettungskreuzer in Betrieb genommen. Zuletzt diente er, bis zur endgültigen Verschrottung im Jahre 2001, dem SMPS als Ausbildungs- und Trainingsschiff. Das Tochterboot Vegesack wird vom estnischen Seenotrettungsdienst weiter als Paavo eingesetzt.

Russarö--Finnisher Rettungsdienst
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